As time goes by – Belgrad Beerfest 2022

Letztes Jahr bin ich in einer Kneipe in Nordzypern mit einem 2.10m großen Hünen bei einem Bier ins Gespräch gekommen. Vukas heißt der Mann und hat in seinen jungen Jahren in der serbischen Nationalmannschaft Basketball gespielt. Nach dem zweiten Bier hat er mir total begeistert von dem größten osteuropäischen Bierfestival mit sagenhaften 500.000 bierbegeisterten Besuchern in seiner Heimatstadt Belgrad erzählt. Meine Frau hat kurz gegoogelt, gebucht und so sind wir vom 18.-21. August von Stuttgart aus direkt zum BBF nach Belgrad geflogen.

Das Festival ist in zwei Bereiche aufgeteilt: Den Craftbeer Garden unde den Musikbereich. Bei 35 °C zur Feierabendzeit haben wir uns kurzentschlossen im Craftbeer Garden durch die meist serbischen Craftbeerstände verkostet. Knapp dreißig Vertreter ihrer Zunft bieten dort ihre Leckereien an. Mein Favorit war das Red Lager „Motored“ von der Gulliver Brewery.

Gesponsert wird das Festival interessanterweise von den internationalen big players Heineken und Tuborg. 

Neben deren Bierständen hat am Hauptplatz auch die Dogma Berwery ihren Platz. Die Biere haben mich durch die Bank positiv überrascht. Qualitätiv handwerklich richtig gut gemacht. Dogma wurde 2016 gegründet und ist die schnellstwachsende Craftbeer Brauerei in Serbien. Der Stand wurde von den Youngsters regelrecht besetzt…

Am nächsten Morgen haben wir uns das Sightseeing gespart und sind zum Relaxen  an die 4km vom Stadtkern entfernte „Ada Ciganlija“ gefahren. Die Einheimischen nennen den sensationell schönen Badesee zu Recht auch das Meer von Belgrad. Neben dem mit Trinkwasserqualität gefluteten See laden viele Bars und Restaurants zum Verweilen ein. Lebens- und Erlebnisqualität vom Feinsten. 

Völlig tiefenentspannt haben wir uns dann doch noch aufgemacht, die Belgrader Bierszene zu erobern. Erste Anlaufstelle war das Beer Sheep. Ein klassischer Craftbeershop mit jeder Menge deutschen, internationalen und serbischen Bieren, die vor Ort verkostet werden können. Nette Jungs. Nach dem Genuss einer „bunten Mischung“ von Bieren…

 

…ging es gleich nebenan, etwas scary, die Rolltreppe hoch… 

… in die punky Craftbeerkneipe Samopivo. Mit cooler Terrasse – lohnenswert.

Nächste Station war die etwas außerhalb gelegene Gvint Brewery. Die kleine Brauerei mit Taproom liegt etwa 30 Gehminuten vom Stadtzentrum entfernt. Der Weg und das Ziel sind absolut lohnenswert. Der Charme von Belgrad außerhalb des Tourizentrums ist sein urban-industrial Flair. Hier ist noch nichts von hochbezahlten Stuttgarter Stararchitekten zu Tode modernisiert worden. Direkt neben der Gvint lädt ein schöner Handwerkermarkt an den Wochenenden zum Verweilen und Stöbern ein.

Das Orthodox Celts Red mit seinen 30 IBU und 5 Vol.% Alc. kann ich nur empfehlen. Regt wacker zum Weitertrinken an…

Zum Abschluss unserer Bier- und Brauereirunde sind wir in neun Minuten von der Gvint zur Docker Brewery gelaufen, um deren legendäres mit Eldorado und Mosaic gehopftes Hazy Alpaca New England IPA zu verkosten. Die Binderkonstruktion und der kathedralenhafte Aufbau haben mir ein ordentliches Déja-vu verpasst. Da war ich doch schon…? Ein eineiiger Zwilling unseres Schönbuch Brauhauses in Böblingen. Heimweh war gestern. Die Augen rechts…

 

… die Augen links…

Mein FAZIT: Noch keine Reisepläne? Belgrad ist immer eine Bierreise wert.

 

Felsenau – Prickelnd wie der erste Kuss

Felsenau

Nach unserem Besuch bei der Burgdorfer Brauerei ging es weiter in die Schweizer Landeshauptstadt Bern. Dort soll eine wunderschöne Traditionsbrauerei Namens Felsenau direkt an dem Flüsschen Aare beheimatet sein. Und bald wurden wir fündig…

Der Hopfenerd Reto (in der Mitte) und ich wurden von Inhaber und Geschäftsführer Bernhard Führer zünftig mit einer meeeega süffigen Stange  Bärner Junker begrüßt. Leckerer geht es nicht.

Die Brauerei schaut auf eine lange Geschichte zurück. Gegründet wurde sie im Jahre 1881. Heute braut Bernhard mit seinen 20 Mitstreitern 25.000 hl im Jahr. Bis 1991 bestand das legendäre Schweizer Bierkartell mit seinen damals 32 Brauereien. Nachdem dieses beerdigt wurde, wuchs die Zahl bis heute auf 1.400 Brauereien an. Heute dominiert Carlsberg mit 40% Marktanteil die Schweiz, gefolgt von Heineken mit 20% Marktanteil. Im Kanton Bern ist die Felsenau die zweitgrößte Braustätte.

Im Übrigen zählt in der Schweiz jeder Haushalt, der mehr als 400 Liter Gerstensaft p.a. im Jahr braut als Brauerei. Denn ab 401 Liter pro Jahr Selbstgebrautem ist man im Alpenland biersteuerpflichtig. Auch in der Schweiz gibt es eine Wettbewerbsverzerrung im Vergleich zum Wein. Denn bei diesem ist die Alkoholsteuer wie in good old Germany auf zero gesetzt… Toll.

Das 150 hl Huppmann Sudhaus aus dem Jahr 1960 ist wunderschön. Warum schützt die Unesco eigentlich keine Kupfersudhäuser vor dem Edelstahl?

Die ehemalige Sudhaussteuerung a la Spock from the Raumschiff Enterprise wird zum Glück erhalten. Auch wenn die neue digitale Steuerung schon lange am Ruder ist…

Und dann kam mein Higlight: Der offene Gärkeller. Einfach nur wunderschön. Hier vergären die Lieblinge von Bernhard. Die Hauptsorte Pils mit 35% am Gesamtaustoß ist das meist Getrunkene, das in der Schweiz aber nicht Pils genannt werden darf, daher der Name „Junker“. Denn der berühmte Emmentaler Käse darf nach einem Rechtsstreit mit Tschechien auch nicht als Emmentaler an die Käsefreunde Tschechiens verkauft werden. Crazy… 

Einmal von oben und einmal der Bediengang von unten. Eine echte Rarität. Zeitlos schön…

Und dann ging es in die Sandsteinkatakomben der Brauerei, von denen die Brauerei ihren Namen hat. Im Lagerkeller ruht auch die zweitstärkste Sorte, das Bärner Müntschli mit 30% am Gesamtausstoß, das die Schweizer Bierwelt seit 1998 bereichert. Ein unfiltriertes Zwickelbier. Sehr, sehr süffig. Da lässt es sich super verweilen…

Die Tankkapazitäten wurden durch Edelstahltanks in den uralten Lagerkellern erweitert…

Und für Platz für weitere Erweiterungen hat Bernhard bereits Vorsorge getroffen.

Auch in der Felsenau Brauerei werden die Biere noch mit einem Separator geklärt. Doch nicht mehr lange, denn die neue Crossflow Membranfiltration ist bereits bestellt. Chapeau.

Bevor die Biere in die Flasche oder ins Fass abgefüllt werden, durchlaufen diese noch die Kurzzeiterhitzung. Allen nicht wissenschaftlichen Unkenrufen mancher selbsternannter Bierneulinge und Halbbrauer möchte ich an dieser Stelle entgegnen, dass die Kurzzeiterhitzung bei fachgerechter sauerstoffarmer Herstellung keinerlei Beeinträchtigung auf die spätere Bierqualität hat. Basta! Das musste ich jetzt los werden…

Auch die Flaschenabfüllung mit dem Langrohrfüller hat alle technischen Voraussetzungen zur Abfüllung bester Felsenauer Biere, bevor diese im Harras (Deutsch: Bierkiste) zu ihren Liebhabern im Umland gelangen.

Mein Fazit: Bärner Müntschi (Deutsch: Bussi) – I love it.

 

Biere blanche – Frau Ribbentrop lässt grüßen

Aufgrund der unglaublichen Situation in der Ukraine veröffentliche ich heute einen Blog, den ich bereits Ende 2015 online gestellt hatte. Mit diesem Blog möchte ich ein klares Zeichen gegen Gewalt setzen und meine Solidarität allen Brauern der Welt gegenüber ausdrücken, die sich in ähnlich katastrophalen Umständen befinden.
Wir sind sind eine Brauerfamilie und uns verbindet wohl eins der wertvollsten Kulturgüter unserer Zeit. Denn unser Bier ist der Kitt der Gesellschaft, verbindet Völker und macht uns Menschen glücklich.
Make beer not war!
Veröffentlicht am 19. Dezember 2015
In der Ukraine braut sich was zusammen. Der Biermarkt dort wird mengenmässig  durch die großen Konzerne der Welt beherrscht. Ambev, Miller, Carlsberg, aber auch durch lokale Brauer wie Obolon. Der weltweite Trend hin zum Individualgeschmack, insbesondere beim Bier, zeigt sich auch in der Ukraine durch Gründung zahlreicher Brewpubs. Ein bemerkenswerter Vertreter dieser Art ist in Form einer Bierflasche bei mir aufgeschlagen.
IMG_5710
Das Label hat mich neugierig gemacht. Wer war noch dieser Ullrich Friedrich Willy von Ribbentrop? Ein kurzer Blick in die Geschichtsbücher des World Wide Web – und? WOW. Das war der Deutsche Außenminister während des 3. Reichs. Ein Blick aufs Rückenetikett brachte mehr Erklärung…..
IMG_5711
Ein politisch motivierter Brauer steckt wohl hinter diesem Biere blanche, das  im Pravda Beer Theatre in Lviv eingebraut wurde. Geschmacklich interessant, allerdings etwas gealtert macht mich dieses non mainstream beer neugierig auf mehr. Ukraine ich komme.
IMG_5712
Mein Fazit: Non Mainstream Brauer dieser Welt, zeigt Kante und braut Euch was zusammen.

Lamm-Bräu Untergröningen – Zur Bierappel auf die Ostalb

Lamm-Bräu Untergröningen

Habe von meiner Lieblingscraftbierwirtin Barbara vom Maulwurf in Stuttgart Vaihingen den Tipp bekommen, die Familie Kunz und ihre Lamm-Bräu in Untergröningen zu besuchen. Mit diesen arbeitet sie schon seit vielen Jahren hinsichtlich Aktionsbieren zusammen. Untergröningen liegt mit seinen 1.289 Einwohnern ganz grob nördlich zwischen Schwäbisch Gmünd und Aalen auf der Ostalb.

Getroffen habe ich mich mit dem Inhaber und Braumeister Andi Kunz , der die 1830 gegründete Familienbrauerei in 6. Generation führt, im neuen Sudhaus. Das Sudhaus hat der Andi richtig klasse gemacht…

… denn der Plan des Seniorchefs im Hause Kunz war, das alte Sudhaus in den bestehenden Räumlichkeiten durch ein neues zu ersetzen. Am Ende hat sich dann doch der Andi mit seiner am Stammtisch geborenen Idee durchgesetzt, das neue Prunkstück in einem neuen, vorgesetzten Zweckbau zu installieren. Sein Kumpel, der Schreiner, und sein gutes Bier haben ihn dazu inspiriert.

Da hab ich richtig was dazu gelernt. Falls ich mal  ein neues Sudhaus bauen sollte, werde ich ebenfalls bei einem guten Bier mit meinem Schreiner über diesen Konzeptansatz sprechen. Andi hat seine Lehre beim Biobier-Pionier Neumarkter Lammsbräu gemacht. Der Kontakt kam damals über den legendären Karl Friedrich Kretschmer, Brauereitechniker, Erfinder des Friabilimeters und Buchautor. Aus seiner Feder stammen unter anderem die Werke „Fibel der Bierschädlinge“ und „Wissenswertes über alte Brauweisen“. Nach der Lehre ging es über die ehemalige Ziegelhofbrauerei in der Schweiz, die Lasser Brauerei in Lörrach und Fischer´s Brauhaus Mössingen noch zwei Monate ins Labor der Dinkelacker Brauerei Stuttgart. Weiterbildung gab es noch für ein Jahr zum Braumeister bei Doemens und zum Betriebswirt.

Gebraut werden auf dem 30 hl Braukonsudwerk, das erst 2019 in Betrieb ging, zehn verschiede all year round und fünf saisonale Bierspezialitäten. Das Export ist mit 40% ausstoßstärkste Sorte. Das sagenumworbene Bier-Appel hat es mir allerdings besonders angetan. Ein super süffiges, extrem zum Weitertrinken anregendes, untergäriges Unfiltriertes.  Der Sage nach ist die Bierappel ein Schlossgeist, die vor langer Zeit, spät in der Nacht, eine Magd beim Bierzapfen im Schlosskeller erschreckte, die ihren Herrschaften heimlich an die Biervorräte gehen wollte. Als die Magd den Spunden aus einem Fass zog, um ihren Krug zu füllen, wurde sie von der Bierappel überrascht. Vor lauter Schreck ließ die Magd den Spunden in ihren Bierkrug fallen und steckte ihren Finger in das Loch, um Schlimmeres zu verhindern. Daraufhin spottete die Bierappel: „Oho muss i do lacha, dr Zapfa en dr Kachel ond dr Fenger em Loch!“ Genial!

Die 4000 hl Verkaufsbier im Jahr bei 60% Fassbieranteil (vor 2020) werden mit dem 16° dH Wasser aus dem eigenen Brunnen gebraut. Wegen des etwas härteren Wassers verwendet Andi im neuen Sudhaus eine biologische Säuerungsanlage. Der Gärkeller verbirgt eine ganz besondere Rarität. Kunz Senior war einer der ersten Brauer in Süddeutschland, der 1976 das Vergären im geschlossenen, stehenden ZKG (Zylindrokonischer Gärtank) praktiziert hat. Zur damaligen Zeit ein absolutes Novum und extrem innovativ. Denn damals wurde üblicherweise in offenen Bottichen kalt bei 8°C vergoren. Bei dem heute in fast jeder Brauerei angewandten Eintankverfahren werden die Würzen bei 13 °C unter Druck vergoren.

Die Tanks stammen aus dem Hause Gross aus Radolfzell, das heute zur Firma Kieselmann gehört. Andi hat mir sogar verraten, warum sein nur im Sommer erhältliches Hefeweizen so lecker ist. Die Rezeptur seines Zeiselweizens ist unter Mithilfe seiner Freunde aus der Weissbierbrauerei Gutmann und der Brauerei Sonne Bischberg entstanden. Gelagert werden die Biere um die null Grad, ebenfalls stehend…

Nach dem Lagerkeller sind wir noch auf einen Sprung ins stillgelegte Jakob Carl Sudhaus Baujahr 1952. Wunderschön mit den original grünen Sudhausfliesen. Der Seniorchef möchte dort ein Biermuseum installieren. Da freu ich mich schon drauf…

Vorbei ging es an der hauseigenen Brennerei, bei der leider Gottes momentan aus altem Fassbier edler Bierbrand gezaubert wird,…

… direkt in die Brauereigaststätte zur Bierverkostung. Die Kunzens führen  nicht nur diese selber, sondern auch die zwei brauereieigenen Gastros „Hinz und Kunz“ in Schwäbisch Gmünd und in Abtsgmünd. Die Bierverkostung mit Andi und seinem Vater war ein bieriges Highlight. Ich werde mit Sicherheit baldmöglichst mit meiner Gattin wiederkommen und mir dann neben den köstlichen Bierspezialitäten ein leckeres Abendmahl und ein schönes Zimmer im Brauereigasthof gönnen.

Mein Fazit: Lamm-Bräu Untergröningen – sagenhaft!

Der Bräunlinger Bierpfad

Habe mit meinem Sohnemann Luki und meinem Bierbruder Olly was für die Gesundheit getan. Und wo geht das am besten? Natürlich an der frischen Luft. Und zwar dort, wo sie mit am gesündesten ist: Am Rande des wunderschönen Schwarzwaldes, im beschaulichen Bräunlingen. Denn dort gibt es nicht nur gesundes Bier aus der mir lieb gewonnenen Bräunlinger Löwenbrauerei, sondern auch einen lehrreichen Bierpfad dazu.

Braumeister André hat uns herzlich empfangen und am Startpunkt des Pfades, gleich neben der Brauerei gelegen, mit einigen Fläschchen leckerem Gerstensaft ausgestattet.

Nach intensiver Erklärung der Route, damit wir auch nicht auf falschen Pfaden wandern, ging es los auf die 6,5 km lange Bierrunde.

Immer gut gekennzeichnet, damit sich der durstige Wandersmann*innen auch nicht verlaufen mag…

Und zum Lernen gibt es dabei auch jede Menge. Zum Beispiel an der ersten Station über den herzoglichen Kanzler Leonhard von Eck, der das am 23. April 1516 durch Herzog Wilhelm IV. von Bayern erlassene Deutsche Reinheitsgebot niedergeschrieben hat. Danach darf zum Brauen bekanntermaßen nur Hopfen, Malz und Wasser verwendet werden.

Wir haben auch einiges über genau diese Zutaten an verschiedenen Stationen auf dem Lehrpfad erfahren dürfen. Spannend wurde es, als es um mein persönliches Lieblingsthema Biergeschichte ging…

Und um physikalische Maßeinheiten…

Mein Fazit: Raus an die frische Luft. In Bräunlingen schmeckt die besonders frisch. Cheers.

Über die Suche nach dem heiligen Gral des Bieres

Heute gibt es einen ganz persönlichen Podcast über…

…mich. Und zwar über:

Meine Suche nach dem heiligen Gral des Bieres

Der Macher des Gründerleben Podcasts Mathias Hackenbracht hat mich überreden können, einen ganz persönlichen Podcast über mich und mit mir zu machen. Macht Euch ein schönes Bier auf und hört rein!

Mein Fazit: Gründerleben macht Spass. Dir weiterhin viel Erfolg lieber Mathias.

 

Brauerei Holzhausen – Daniel Düsentrieb und sein Oloid

Brauerei Holzhausen

Nach viel zu langer Coronapause sind Olly und ich endlich mal wieder auf Brauerei- Entdeckungsreise gefahren. Nach dieser Zwangspause habe ich uns einen besonderen bierigen Leckerbissen rausgesucht. Und zwar die sagenumworbene Oloidbrauerei des Markus Langer in Holzhausen-Igling. Igling liegt knapp neben Buchloe, Buchloe ganz grob unterhalb von Augsburg…

Markus hat uns ganz in Braumeistermanier super herzlich empfangen. Markus, seines Zeichens Dipl. Braumeister Weihenstephan hat zur selben Zeit wie ich sein Studium in Weihenstephan absolviert. Und so haben wir erstmal ausgiebig über mehr oder weniger uns beiden bekannte Persönlichkeiten, Bekannte und Freunde des Brauwesens gelästert und gelacht…

Markus hat seine Brauerlehre im Kloster Ettal gemacht. Dann ging es zum Bund als Fallschirmspringer nach Nagold, bevor er als junger Dipl. Braumeister für vier lange Jahre bei Berg in Ehingen anheuerte. Viel über die Weizenherstellung gelernt hat er unter dem sagenumwobenen Braumeister Mandi Mühlbauer vom Hofbräuhaus Freising. Sein betriebswirtschaftliches Knowhow hat sich Markus in Pforzheim beim Aufbaustudium zum Dipl. Wirtschaftsingenieur angeeignet. Bevor er 2013 dann die Brauerei Holzhausen angepachtet hat, hat er viele Projekte freiberuflich für Markus Lohner´s Braukon übernommen.

Los ging es im Sudhaus. Das Besondere an der Brauerei ist, dass sie ohne den Einsatz einer Pumpe auskommt. Dementsprechend maischt Markus am obersten Punkt der Brauerei im Maischbottich ein. Nach dem Maischen geht es  in den Läuterbottich (auf dem Bild vorne) und danach in die daruntergelegene Pfanne. Läuterbottich und Pfanne sind ein Kombigerät. Das alles läuft mit Hilfe der Schwerkraft. Die Läuterbottichpfanne hat er von Brewdog Aberdeen Sonntag morgens über Facebook ersteigert. „That´s pretty cool man“.

Markus verzichtet ganz bewusst auf den Einsatz von Pumpen, um seinem Bier die Pein der Scherkräfte zu ersparen. Für ihn sind Scherkräfte für sein Bier wie Folter für Bierhexen im Mittelalter. Markus hat einige Patente angemeldet. Eines davon ist der Vormaischer, bei dem das Wasser aus der Mitte strömt und einen rotierenden Wasserteller erzeugt. Auf diesen Wasserteller fällt das Schrot und vermischt sich sofort staub- und klumpenfrei mit dem Wasser. Durch die extrem gut gebundenen Schwebstoffe erspart man sich im Läuterbottich beim Abläutern den Tiefschnitt und erhält so extrem blanke Würzen. Mit dem angenehmen Nebeneffekt, dass sich die Standzeiten bei der späteren Bierfiltration deutlich erhöhen… WOW!

Dann hat uns Markus sein auf der Welt wohl einmaliges top secret gezeigt. Sein Oloid in der Maischepfanne. Der Oloid ersetzt das klassische Rührwerk und zeichnet sich zum Einen dadurch aus, dass er einer der wenigen Körper ist, der über seine gesamte Oberfläche abrollen kann. Zum Anderen, dass er eine Grundströmung erzeugt, die schräg auf die Maischbottich-Edelstahlinnenseite trifft und eine Drehung der guten Maische bewirkt. Die perfekte scherkraftfreie Durchmischung. Erfunden hat den Oloid übrigens der Maschinenbauer Paul Schatz 1929, der als Plausibilitätsnachweis für die von ihm begründete Inversionskinematik gilt. Da war der Olly nicht mehr zu halten und hat ganz frech in den Maischebottich gelugt…

Der Oloid hat neben seiner sehr intensiven scherkraftfreien Durchmischung der Maische auch noch den Vorteil, dass er sage und schreibe bis zu 25 Prozent weniger Energie als ein klassisches Rührwerk benötigt. Und zu reinigen ist er ebenfalls sehr leicht, da keine toten Ecken am Corpus Delicti zu finden sind…

Leider ist Stand heute der praktische Einsatz des Oloiden nach oben hin auf 60 hl Maische begrenzt. Sonst hätte ich für meine Brauerei zu Hause gleich einen bei Markus geordert und wäre somit stolzer Besitzer des zweiten in einer Brauerei eingesetzten Oloids. Vom Whirlpool geht es mit 0,85 bar Sterilluftdruck scherkraftfrei über den Plattenkühler..

…in den Gärkeller. Dort wird die Würze ganz klassisch untergärig bei maximal 10°C und obergärig bei maximal 23°C vergoren…

… bevor das Jungbier im Lagerkeller in den langen, tiefen Winterschlaf fällt.

Markus hat seine neue scherkraftfreie Brauerei 2018 im ehemaligen Flaschenkellergebäude der Brauerei in Betrieb genommen. Die neue Brauerei dient hauptsächlich dem Zweck, dass Markus seinen Forschungsarbeiten in scherkraftfreier Bierherstellung nachkommen kann. Mittlerweile so erfolgreich, dass er als Nebenerwerbsbraumeister respektable 800 hl feinste Biere im Jahr verkauft. Und das wundert nicht, denn seine bemerkenswert milden, runden Biere zeichnen sich nicht nur durch einen extrem stabilen, feinporigen Schaum aus, sondern auch durch seine wunderbar sämige Perlage.  Soooo lecker!!

Vorher hat Markus in der alten Brauerei gebraut. Unter Mithilfe des Sudhauses Baujahr 1951 mit 22,5 hl Ausschlagmenge und vieler, vieler Transmissionsriemen.

Unter dem Dach ist noch eines der letzten intakten Kühlschiffe, neben dem in der Brauerei Drei Kronen in Memmelsdorf,  in Deutschland zu finden.

Mein Fazit: Holzhauser Landbier – so unglaublich schön kann Bier sein. Der Schaum, ein Traum.

Ich wünsche Euch ein gesundes bieriges 2021 – Jahresrückblick 2020

Puhhh was für ein Jahr…. Der C-Virus hat uns alle schwer zu schaffen gemacht. Besonders hart getroffen hat es die kleineren, regionalen Brauereien mit einem hohen Fassbieranteil, viele Gastronomen und unsere Freunde aus dem Craftbeer-Bereich. Gerade auch aus diesem Grunde habe ich trotz aller Schwierigkeiten versucht, den einen und anderen Kollegen zu besuchen, um uns gemeinsam die Freude an dem wohl mit schönsten Beruf der Welt, dem des Brauern, nicht zu verlieren. Ich nehme Euch jetzt mit zu ein paar Stationen meiner Bierreisen 2020. Los ging es in Südafrika mit der Stellenbrau und ihrem unglaublich leckeren Rooibosbier. Mit den dafür extra angefertigten überdimensionierten Teesieben…

Nach diversen bierigen Destinations im südlichsten Land des afrikanischen Kontinents ging es ins Elsass zur Brasserie Sainte Cru zum Collabbrewing. Das Brauen mit Cheffe Vivien hat riesig Spass gemacht. Leider hat uns hier das C-Virus den Ausschank unseres Gemeinschaftssudes in Böblingen unmöglich gemacht…

Auf dem Rückweg haben wir Strassbourg mit dem wunderschönen Brauhaus der Brasserie Meteor und deren Biere genossen…

…bevor wir später meinen geschätzten Kollegen Dr. Markus Fohr und seine Lahnsteiner Brauerei besucht haben, um uns an seinem legendären Grutbier zu laben…

Im Sommer haben wir auf unserer Deutschlandtour Weihenstephaner Studienkollegen, etliche  Keller in Bamberg und Bierpaläste in Dresden besucht, bevor wir im hohen Norden bei der Lille Brauerei gestrandet sind…

Dann noch einen Abstecher in eines der schönsten Sudhäuser Deutschlands bei der Einbecker-Tochter Härke,

…bevor das Bierjahr nach erfolgreicher Meisterung des Bräunlinger Bierpfades mit dem Bräunlinger Löwenbräu Braumeister Andre endet.

To be continued… Danke für Eure Treue und Eure tollen Feedbacks. Bleibt gesund!!!

 

 

 

Podcast No. 1 – Die Premiere

Werners Bierblog Podcast 

Frohe Weihnachten, liebe Bierblog – Leser*innen! Zum Fest habe ich mir in diesem Jahr etwas ganz Besonderes überlegt: Die Weltpremiere von Werners Bierblog Podcast! Mir hat die Aufnahme voll Spaß gemacht und ich hoffe, Euch macht das Hören genauso viel Spaß. Ich freue mich über Euer Feedback. Genießt die Feiertage und bleibt gesund! Und vergesst das Anstoßen mit einem guten Bier nicht.

Mein treuer Brauerei- und Bierbegleiter Olly hat mir nicht nur 2013 den Anstoß gegeben, über meine vielen Brauereibesuche einen Blog zu machen, sondern vor ein paar Wochen dann auch noch mit ihm einen Podcast auf den Bierweg zu bringen. Einen was? Podcast? What the hell…??? Auf Nachfragen bei meiner Tochter und Social-Media-Spezialistin Nina, was denn ein Podcast sei, meinte Sie nur: „Papa, Podcasts sind voll Mainstream, das machen sogar mittlerweile Merkel und Kretschmann…“. Naja, also genau das richtige Hipster-Ding für mein Alter. Zum Glück ist Olly ein alter Hase im Medien Business und hat uns gleich die richtige Technik zum Podcasten in mein Kanada Tonstudio gebracht,…

…und direkt losgelegt. Übrigens ist er mit seiner eigenen Biermarke Kraftbierwerkstatt auch schon seit 2014 am Start und teilt mit mir seine Liebe zum Bier.

Nach unserem ersten Versuch, der uns trotz vielen Bieren und entsprechendem Enthusiasmus nach mehrmaligem Anhören nicht ganz veröffentlichungsfähig erschien, haben wir uns mit einem neuen Storyboard und personeller Verstärkung nochmals ans Vertonen gewagt. Mit meinem Sohnemann Luki an Bord, der gerade das Studium zum Diplom-Braumeister in Weihenstephan macht und durch sein legendäres kaltgehopftes Lagerbier Lucky Experience regionalen Ruhm erlangte, wagten wir den zweiten Anlauf…

In unserem Podcast greifen wir auf die Brauereibesuche aus meinem Bierblog zurück und vertiefen verschiedentliche Themen aus vielen Bereichen rund um unser Lieblingsthema Bier. Bei unserem Jungfernpodcast haben wir uns für meinen Besuch bei der Lille Brauerei in Kiel entschieden. Hierbei hat uns Olly inhaltlich durch den Podcast geführt und Luki durch sein technisches Fachwissen ergänzt.

Die Musik zu unserem Podcast hat uns Axel zur Verfügung gestellt. Super geniale Mucke. Unser Ziel ist es, in aller Regelmäßigkeit mit viel Spass und verschiedenen interessanten Biermenschen hinters Mikro zu sitzen und für Euch viele Dinge über Brauereien und das Bier zu vertonen. Wir freuen uns sehr auf Euer Feedback und Eure Anregungen, doch jetzt hört aber erstmal rein:  Werners Bierblog Podcast.

Viel Spass.

Unser Fazit: Bierlein, Bierlein an der Wand, wer hat den schönsten Bierpodcast im Land? 1000 Dank an Olly, Axel und Luki für Euren Support.