Stadtbühl Gossau – Dem Biervana ganz nah

Stadtbühl

Auf meiner Tour durch die Ostschweiz hat es uns nach Gossau verschlagen. Bei der Stadtbühler werden bestimmt keine Gosen gebraut, aber dafür ziemlich super smoothe,  untergärige Leckereien. Das altehrwürdige Brauereigebäude aus den Mitten des 19. Jahrhunderts hat uns in seiner wohl ziemlich einzigartigen Schönheit begrüßt.

Die Gebäudeaußenansicht hat uns sehr neugierig gemacht und wir konnten es nicht erwarten, in die heiligen Hallen einzutreten.

Der totale Flash, eine wohl einmalige Zeitreise nach 1933. Das Edmund Mayer Sudhaus aus Ulm ist aus dieser fernen Zeit noch im Original erhalten und in Betrieb. Gott sei Dank wurde seit dieser Zeit hier nicht daran herumgeschraubt und rummodernisiert. Einmalig. Christian Krucker, Braumeister und Mitinhaber, hat seinen Meister 2007 in Doemens absolviert, ganz in der Tradition seines Vaters, der 1979 in Doemens geadelt wurde. Und 100 Jahre nach dem Abschluss seines Uropas 1907. WOW, das gefällt mir richtig gut. Echte  Schweizer Familien-Braukompetenz.

Der Christian hat sogar seine 4 Walzenschrotmühle und die Malzputze, ebenfalls Baujahr 1933, extra für uns angeschmissen. Gefilmt von meinem Blogger Freund Reto der hopfeNerd.

Malz bekommt er von Schwaben Malz und Best Malz aus Deutschland, gehopft wird mit Hopfenpellets Typ 45 und Typ 90.

Auf seiner Pilotanlage braut Christian alle Spezialsude wie z.B. Nubia Brew und den kaltgehopften untergärigen Hammersud in Kleinstmenge, bevor er im großen Stil in der wunderschönen 75 hl Maischepfanne einmaischt wird.

Es werden 60 hl ausgeschlagen. Gebraut wird alles manuell. Jeder Wechsel, jedes Rad wird von Hand bedient. So geil, ich möchte unbedingt nochmal zum Mitbrauen mit meinem Sohnemann vorbei kommen. In der Kombipfanne werden übrigens auch die Starkbier-Sude für seine Single Malt und Bourbon gebraut, die alle nach Dubai auswandern. Am besten haben mir die Stange mit 20 IBU und das mit dunklem Malz eingebraute Dunkle geschmeckt. Sooo lecker. Der einzige moderne Zusatz im Sudhaus ist die Überkochsicherung, die gab es damals noch nicht und dient der Betriebssicherheit.

Total schön anzusehen ist der Läutergrand für die Abläuterung. Ich kann unseren angehenden Braumeistern nur empfehlen, eine solche Seltenheit auch mal live on stage anzuschauen, zu bedienen und hoffentlich auch zu verstehen. So lernt man am besten das Mysterium Abläuterung kennen.

Als Beweis für die Originalität der unvergänglichen, unberührten Schönheit, habe ich Euch ein Foto von der Steuerung gemacht.

Der Grund, dass von den Kruckers nur untergärige Biere mit viel Handwerkskunst gebraut werden, liegt an den Geheimnissen des Gärkellers. Der Gärkeller aus dem Jahre 1932 ist……..

…..ein offener. Aus diesem Grund vergärt Christian auch nur untergärig, damit es nicht zu einem Hefe super GAU kommt, einem Hefefallout, die Vermischung von obergäriger- mit untergäriger Hefe. Ich stehe so unglaublich auf offene Gärbottiche, mega.

Im Gärkeller wird endvergoren und dann mit 10%-15% Kräusen für die CO2 Bildung aufgekräust. Geil, so wie früher. An der 2 wöchigen Nachgärung und den mindestens 6 Wochen Kaltreifung führt in Gossau kein Weg aus dem Lagerkeller vorbei.

Das Bier wird nach alter Väter Sitte am Fenster der Buchhaltung bezahlt. Bruder Krucker macht die Buchhaltung, Mama Krucker die Finanzen. Mit seinem Team von zwölf Leuten beglückt Christian seine Beerlover mit 7000 hl p.a..

Unterstützt wird der Verkauf in der Brauerei bei Engpässen durch…..

…..Christians Liebling. Christian ist die wandelnde Bierkompetenz. So sehen heute echte (Craft) Brauer aus. It´s cool man.

Mein Fazit: Christian und seine Stadtbühler–ein funktionierendes Museum, that´s real craft. Respekt!

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