Spitzbuckel – Der Bierhybridbrauer aus der Ortenau

Spitzbuckel

Im Rahmen des diesjährigen Biersommeliertreffens der Sektion Baden-Württemberg haben wir uns einen ganz speziellen Bierplatz in der Ortenau herausgesucht. Und zwar die Brauwerkstatt Spitzbuckel. Dort angekommen hat uns die Cheffin Helga Bäuerle sehr herzlich mit einem zünftigen Willkommensschluck empfangen. Und zwar mit ihrem aus den Früchten der Edelkastanie gebrauten Doppelbock. Die Kastanien hat sie im umliegenden Schwarzwald selber gesammelt, von Hand geschält, geröstet und im Sudhaus mit eingemaischt. Mit 8,2 % Alkohol die ideale Begrüßung für einen durchgefrorenen Brauer wie mich.

Die Brauwerkstatt findet ihr im Laufbachtal, im Laufer Ortsteil Glashütte, wunderschön an einem kleinen Stausee gelegen. Nach dem leckeren und stärkenden Begrüßungsschluck ging es auch gleich in die Brauerei. Dort hat uns ihr Mann Thomas, der Brauer im Haus, fachkundig durch seine Brauerei geführt.

Thomas hat sich mit seiner 500 Liter Polsinelli Anlage 2018 einen Traum erfüllt. Als gelernter Betriebswirt hat Thomas, nach 30 Jahren Maloche in der Pharmaindustrie als Logistik- und Customer Service-Mitarbeiter, mit Helga 2016 den Biersommelier gemacht und vor Begeisterung seinen Job mit dem Ziel gekündigt, ein Bier – Sabbatical – Jahr zu machen. Chapeau. Gebraut wird mit 0,3 °dH Wasser aus der eigenen Quelle, abgeläutert wird im blue light Läuterbottich…

Thomas ist, was das Brauen anbetrifft, Autodidakt. Unterstützt wird er von Alex Schneider, seines Zeichens Braumeister bei der Ulmer Brauerei Bauhöfer in Renchen, von dem er sich auch manches „abgeschaut“ hat. Von dort bezieht er auch seine Hefen und lässt diese in den Gärtanks fleißig vergären…

Im Sudhaus steht auch eine Brennerei, was zu bürokratischen Klimmzügen geführt hat. Denn stehen in einem Raum ein Sudhaus und eine Brennerei, wird es den Zollbehörden mulmig. So hat er zum Einen die Auflage, nicht gleichzeitig zu brennen und zu brauen und zum Zweiten muss die Brennerei und die Brauerei deutlich mit einer weißen Markierung von einander getrennt sein. Wahnsinn…

Thomas hat schon ca. 20 verschiedenen Bierstile gebraut. Sein hehres Ziel ist es, mitten in der weinlastigen Ortenau Bier auf das gleiche Niveau wie den Rebensaft zu lupfen.

Aus diesem Grunde liebt er es, Bier-Wein-Hybride zu brauen. Für diesen Zweck hat er sich eine eigene Rebfläche mit 17 Ar und Spätburgunderbesatz angeschafft. Unterstützt wird er auch von den Winzern der Alde Gott Kellerei. Die „Spitze Alde“  braut er tatsächlich mit den Trauben seiner Spätburgunder Reben und vergärt diese mit einer Weinhefe. Sein „Alder Spitz“ hingegen wird mit seiner untergärigen Bierhefe vergoren. Als Ergebnis hat man zwei spitzen Hybride mit unglaublichen Aromen. Die zweite Gärung findet bei allen Bierspezialitäten in der Flasche statt. Mega cooler old style.

Genial ist sein eigener Hopfengarten mit sage und schreibe 12 verschiedenen Hopfensorten, die er allesamt auch bei seinen Bieren mit verwendet. Dieses Jahr kommt er trotz Corona auf 130 hl feinste Biere, die er zu je 1/3 auf Veranstaltungen, in drei Gastros und im Handel an seine Bierliebhaber verkauft. Ein Kompliment an Thomas, denn seine Biere sind alle sehr fein zu trinken und haben nicht nur mich, sondern auch unseren Brauerkollegen Christopher Wertz von der Fächerbräu in Karlsruhe überzeugt.

Mein Fazit: Bier und Wein, sehr, sehr fein. Santé.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.