Nattheimer – Im Reich der kippenden Tanks

Nattheimer

Warum in die Ferne schweifen….? War mit meiner lieben Frau mal wieder auf der Ostalb in Sachen Bier unterwegs. Die Ostalb mit ihren über 10 Brauereien ist ein echter Bier- und Brauerei-Hotspot. Heute geht es in den Landkreis Heidenheim nach Nattheim in die Privatbrauerei Schlumberger. Und diese hat sich als echter Geheimtip entpuppt.

Die Brauerei der Inhaberfamilie Schlumberger  ist ein eigener Ortsteil von Nattheim und steht auf 5 ha brauereieigenem Grund. Wir wurden sehr herzlich im 2007 zum „Deutschlands bester Getränkefachmarkt“ ausgezeichneten Bräumarkt begrüßt. Nach einer Kurzexpedition mit Ulrike Schlumberger durch ihr Einkaufsparadies für Bier- und Weinliebhaber mit einer wohl einzigartigen Geschenkeauswahl ging es mit Brauereichef Heinz Schlumberger direkt ins wunderschöne Sudhaus.

Die Brauereigeschichte der Familie Schlumberger beginnt im Jahre 1847 als Leonard Schlumberger die ehemalige Taverne „Zum Ochsen“ erwarb und dort auch Bier braute. Heute steht der neuerrichtete Brauereigasthof an dieser Stelle, gleich neben dem Sudhaus. Seine Brauerlehre hat Heinz Schlumberger in der ehemaligen Mundinger Brauerei  Offenburg, die 1983 ihre Tore schloss, absolviert. Nach fünf Gesellenjahren in verschiedenen Brauereien leitet er nun schon seit 1971 die Brauerei. 1995 wurde im Sudhaus die Jacob Carl Pfanne installiert, 2015 durch Braukon das restliche Sudhaus erneuert. Ausgeschlagen werden 4 Sude pro Tag mit 80 hl pro Sud. Mit ca. 700 Sud p.a. ist das Sudhaus optimal ausgelastet und produziert somit 56.000 hl feinste Bierwürze im Jahr.

Den Treberabtransport ins 14 m höher gelegene Trebersilo hat Heinz selber entwickelt. Mittels Druckluft wird der Treber in die Silos nach oben katapultiert.

Und dann ging es los. Im obergärigen Gärkeller, in dem die leckeren Bierwürzen in Schnabeltanks ganz klassisch vergärt werden, bin ich auf eine echte Sensation gestoßen. Heinz hat auch da ein wohl ziemlich einmaliges System entwickelt, in dem er seine Tanks durch Hubzylinder während der Hauptgärung kippen kann. Schaut auf die Füsse vorne rechts und links.

Das gleiche System hat er auch bei seinen untergärigen Gärtanks installiert. Hintergrund ist der, dass Heinz möchte, dass der während der Hauptgärung enstehende Kühltrub, der ja bekanntlich nach oben steigt, komplett ausgeschieden wird…..

…und nicht im Bier verbleibt, sondern in den vorgesehenen Wannen landet. Denn durch das Entfernen der Hopfenharze mit dem Kühltrüb entstehen noch feinere, reinere Biere. Genial.

In Nattheim wird bei den untergärigen Bieren „saukalt“ vergoren. Nie wärmer als 8 °C. Das macht die Biere mega bekömmlich und super rein. Mein Liebling ist das Nattheimer Spezial. Rein, süffig und super bekömmlich. Auch die Reinheit und Sauberkeit der Brauerei außen wie innen ist außergewöhnlich. Alles blitzeblank. Gefreut hat mich, dass neben den neuen Gärtanks auch noch die offenen Gärtanks benutzt werden. Was gibt es Schöneres.

Im Filterkeller habe ich meine alte Liebe getroffen. Den Seitz Orion Kombifilter. Ist er nicht schön….

Heinz hat über die letzten 50 Jahre kontinuierlich in seine Brauerei investiert und somit das Fundament für die nächste Generation geschaffen — Sohn Max ist inzwischen nach abgeschlossenen Studium in Weihenstephan mit an Bord! — 1984 wurde die neue Flaschen- und Fassabfüllung auf die grüne Wiese gebaut und mittels einer 180 m langen im Erdreich verbauten  Hostalen Bierleitung mit dem Drucktankkeller verbunden.

Zum Abschluss ging es noch auf Zeitreise durch das bei der Brauerei im ehemaligen Verwaltungsgebäude gelegene Brauereimuseum. Sehenswert.

Mein Fazit: Nattheimer rein und fein. Das Bier, das aus der Kälte kam.

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