Mein Schweizer Bloggerfreund Reto, www.hopfenerd.ch, hat mich auf eine mega spannende Brauereitour durch die Ostschweiz eingeladen. Ziel der Veranstaltung ist der erste Collaboration Blog der Welt, an dem ihr jetzt und heute teilhaben dürft. Die erste Destination war die Sonnenbräu in Rebstein nahe St. Gallen.
Claudia Graf, ihres Zeichens einzige weibliche Brauereichefin der Schweiz, hat uns, die Masters of Blogging, standesgemäß empfangen. Und der Reto hat auch gleich wacker losgelegt.
Claudia ist gelernte Bankkauffrau und hat ihren Braumeister bei Doemens absolviert. Danach ging es los auf Wanderschaft. Zur Falkenbräu, Brauerei Müller Baden (CH), Brauerei Rosengarten, Appenzeller Brauerei Locher und zum Untersuchungsinstitut Labor Veritas nach Zürich. Nun leitet sie schon seit zwölf Jahren die Geschicke der Familienbrauerei. Auch bei uns ging es gleich los auf Sonnenbräu Erkundungstour in das wunderschöne Sudhaus. „Spieglein, Spieglein an der Wand, wer hat das schönste Sudhaus im ganzen Land?“
Bei Sonnenbräu wird mit SchoKo gebraut. Nein, nicht mit Schweizer Schoki, sondern mit dem Schonkochungsverfahren der Würze, das von dem Bamberger Anlagenbauer Kaspar Schulz entwickelt und patentiert wurde. Gekocht wird unter Vakuum bei 80°C. Ziel war, den Heizölverbrauch beim Würzekochen unter 1 Liter pro hl Würze zu drücken und die thermische Belastung der Würze zu minimieren. Dies kann zu besseren Schaumeigenschaften und verbesserter Geschmacksstabilität im fertigen Bier führen. Beide Ziiele sind erreicht, mittlerweile köchelt das moderne Kochsystem die Bierwürzen in über 60 Brauereien.
Claudia lässt Teile ihrer Braugerste von fünf Landwirten aus der Region anbauen. Vermälzt werden diese in Deutschland, da es in der Schweiz keine größeren Mälzereien gibt. In der Ostschweiz gibt es 12 gewerbliche Brauereien, in der Gesamtschweiz inkl. der neuen hippster Craftbeer Breweries schon fast 800. Die Hauptsorte, das Helle mit 11% Stammwürze, wegen der Glasform in der Schweiz „Stange“ genannt, vergärt unter kirchlichem Beistand in den Outdoortanks.
Das zweitmeist gebraute Bier ist das klassische, etwas stärker gehopfte Spezial mit 5,2 Vol%, seit 1979 wird das untergärige Light als erstes seiner Gattung in der Schweiz gebraut und hat mit rund 10% einen beachtlichen Anteil an den 30.000hl Jahresproduktion. Das gute Tröpflein wird übrigens nach wie vor in die 0,58 Liter Bierflasche abgefüllt. Papa Graf war seiner Zeit damals voraus. Schon 2010 braute er mit als Erster Weizenbier in der Schweiz und vor 10 Jahren obergäriges Ale. Dies wird momentan gerade nicht mehr angeboten, aber Claudia wird Euch bald mit einer neuen Ale-Innovation überraschen…..
Bis zum 1. Weltkrieg war die Schweiz ein vom Wein dominiertes Land, das sich durch die Rohstoffknappheit glücklicherweise zu Gunsten des guten Gerstensafts verschob. In dem Brauereirundgang ist ein schönes kleines Museum integriert. Es sind viele Gerätschaften aus der Zeit des Eismachens zu bewundern, wie auch eine alte Bierpumpe….
Der alte Isobarometer, oder einfacher der Fassfüller, hat bei mir gleich Erinnerungen geweckt. Auf so einem Teil durfte ich bis Anfang der 1990er zu Hause Fässle füllen. Bierdusche inklusive…
Am Ende der Tour ging es noch in den Whisky Keller. Dort lagern seit 2001 die Destillate. Und das mindestens acht Jahre pro Fass. Eingebraut wird im Sudhaus ein Bockbier ohne Hopfen. Denn nur dann wird aus der gebrannten Maische nach drei Jahren im Holzfass per Gesetz ein Whisky. Pro Jahrgang gibt es nur 600-800 Flaschen. Nach den acht Jahren Lagerung und 20% angels share wird der gute Stoff rückverdünnt. Zu haben als Single Malt oder Riebel, benannt nach dem Mais aus dem Rheintal.
Sensationell und ziemlich einzigartig ist auch die Geschichte hinter dem Sonnenbräu Fanclub. Dieser wurde nicht wie üblich von der Brauerei gegründet, sondern von echten Sonnenbräu Fans. Diese hatten das Ziel, nach 5 Jahren 300 Mitglieder zu haben. Das wurde mit inzwischen 5000 Mitgliedern leicht verfehlt. Genial. Für 40 Fränkli gibt es 1 Kiste lecker Bier und eine Einladung zur jährlichen Hauptversammlung inkl. Freibier. Und das in Tracht.
Mein Fazit: Collaboration blog bei Claudia – genial. Danke Reto.