Heute hat es mich mit Tina ins ferne Oberschwaben nach Leutkirch in die Brauerei Härle verschlagen, um uns in dieser Vorzeigebrauerei in die Welt der Nachhaltigkeit praktisch einführen zu lassen. Dort hat uns der Brauereichef Gottfried Härle und seine Geschäftsführerin Esther Straub vor dem Brauereikontor stilecht empfangen. Die beiden sind echt ein dreamteam. Gottfried hat in seiner Jugend als Umwelt- und Friedensaktivist und erster Kriegsdienstverweigerer im Ort nicht ganz branchenüblich den Weg des Volkswirts eingeschlagen. Und diese DNA findet in seinem Tun bis heute an jedem Tag seinen Ausdruck in der Brauerei. Esther, die Nachbarstochter, die schon in jungen Jahren regelmäßig in der Brauerei gejobbt hat und mit dieser aufgewachsen und eng verwurzelt ist, hat der Gottfried zu seiner Geschäftsführerin erkoren…
Los ging es im Sudhaus, Baujahr 1954 mit 60 hl Ausschlagmenge. Ausgestattet wurde das Schmuckstück, das vor ein paar Jahren mit einem Edelstahlinnenleben modernisiert wurde, mit dem Schoko Würzekochsystem. Und das ist nur ein Baustein des Nachhaltigkeitspioniers Gottfried. Mit dem Schokosystem spart er seit vielen Jahren 20% Energie beim Würzekochen. Und bei ca. 32.000hl feinen Bierspezialitäten und über 10.000hl Seezüngle kommt da ganz schön was zusammen…
Seit seinem Eintritt in die elterliche Brauerei in den 1980er Jahren verfolgt er als einer der ersten Biobrauer in Deutschland aus vollster Überzeugung den Weg der Nachhaltigkeit. 1994 hat er durch Mithilfe der Uni Hohenheim seine erste Ökobilanz veröffentlicht, vor 18 Jahren mit seinem ersten Biobier „Landzüngle“ vom Fass Biobiergeschichte geschrieben. Was heute langsam in den Köpfen der Brauer vor sich hingärt, hat Gottfried schon immer gelebt. Die Kälteanlage, ein weiterer Baustein der ressourcenschonenden Bierherstellung, wird mit 100% Eigenstrom aus einer der sechs Photovoltaikanlagen der Brauerei versorgt. Der Eigenstromanteil liegt bei 20%, der Restbedarf der Brauerei wird mit zugekauftem Ökostrom abgedeckt…
Selbstredend werden die wunderschönen historischen, denkmalgeschützten Gebäude ausschließlich mit LED beleuchtet. Die Brauereiflächen werden nicht versiegelt, die Gebäude begrünt. Regionaler Rohstoffeinkauf ist seit 20 Jahren gelebte Selbstverständlichkeit. Und dann ging es gleich zum Herzstück der Nachhaltigkeit weiter. Über das…
…direkt zur Hackschnitzelanlage. Diese hat er schon 2008 zusammen mit dem Wärmeverbundnetz inkl. Gebäude zur Beheizung aller Brauerei- und Wohngebäude, nicht nur auf dem Brauereiareal, für über 1 Mio € gebaut. Beheizt wird mit Ästen, Rinde und übriggebliebenen Holzresten der Baumfällarbeiten aus den Wäldern in der Region.
Und dann ging es Richtung des halb versunkenen Gär- und Lagerkellers…
Achtung, Achtung…
Das super kompakte Schmuckstück ist mit Tanks der Firma Gresser und Gross geschmückt. Gearbeitet wird im Zweitankverfahren. Erst vergoren und dann mit Restextrakt in die Lagertanks geschlaucht…
Fast alle der 15 all year round Bierspezialitäten finden ihren Weg unfiltriert in die Kehlen der Härle Fans. Das erspart nicht nur der Umwelt die Kieselgurentsorgung und dem Geldbeutel die Filtrationskosten, sondern beglückt die Bierlover mit köstlichem, naturbelassenen Gerstensaft. Und so heißt es: Filter geschlossen…
Mein Fazit: bierforfuture – So lecker kann Nachhaltigkeit sein. Danke für die „nachhaltig“ beeindruckenden Einblicke! Cheers.