Auf der Reise durch das wunderschöne Piemont in Italien bin ich auf der Suche nach ganz besonderen Brauereien fündig geworden. Mitten in einer nicht ganz unbekannten Weingegend in der Nähe von Alba, in der mancher Weinnerd sich dem Rebensaft hingeben soll, hat sich mir in einem unscheinbaren Hinterhof in Carru unverhofft mein Bierherz geöffnet.
Am diesem frühen Abend im Oktober wurde mir in der Birreria Carru vom Cheffe Lelio Bottero persönlich Einlass gewährt. Zuerst ging es vorbei am brauereieigenen Flipper….
… ins Sudhaus. Die Brauerei wurde erst dieses Jahr im Juli eröffnet. Lelio ist ein unglaublicher Beerfreak. Ursprünglich war er in einer Käserei Marketingleiter, als ihn plötzlich das Biervirus befallen hat. Nach 10 Jahren Partnerschaft mit dem italienischen Craftbeerguru und Mitbegründer der Szene, Teo Musso, hat er sich seinen Traum einer eigenen Brauerei verwirklicht. Das Startkapital hat er durch den Verkauf seiner selbstgeschriebenen Craftbeer – Bibel „Guida all apertura di un microbirrificio“ verdient. www.leliobottero.it – oder grob ins Schwäbische übersetzt: „Anleitung zur Eröffnung einer Mikrobrauerei“.
Das halbautomatische Sudhaus, gefertigt in Alba, hat eine Ausschlagmenge von 12 hl. Halbautomatisch, weil bis auf die Temperaturführung beim Maischen alles händisch gemacht wird. Real craft. Im rotweingeschwängerten Piemont gibt es zum Glück mittlerweile fast 50 Brauereien. Nach der Schrotmühle….
… konnte ich mir im Hopfenkühlschrank auch andere Gewürze anschauen, die Lelio beim Brauen seiner herrlichen Bierspezialitäten verwendet. Alles biologisch, vom Kardamom bis zu den Orangenschalen für das Wheat Beer.
Lelio vergärt nur obergärig mit verschiedensten Hefen zwischen 19°C und max. 25°C. Nach der Hauptgärung bleibt das Bier nach der Abkühlung noch ein paar Tage in den Tanks, dann wird filtriert und mit frischer Hefe unter Zusatz von Speise* in der Flasche nachgegoren. Wie übrigens auch meine Kumpels von der Brooklyn Brewery. Flaschengärung – lecker. (* Zusatz von Speise kurz mit Wernersprache erklärt – Zugabe von unvergorener Bierwürze).
Die kleine feine Flaschenabfüllung made in Italy.
Und dann haben wir verkostet. Die Biere sind allesamt unfassbar lecker. Bemerkenswert ist die drinkability der Biere. Hierauf legt Lelio großen Wert. Die meisten der Biere werden unter Zusatz von verschiedenen Mengen Muskatellermost vergoren. Zwischen 10% und 30% je nach Biersorte. Seine 4 Hauptsorten hat er passend zu den empfohlenen Speisen benannt. Für – Käse – Fleisch – Fisch und Pizza. Genial.
Für Weihnachten hat er ein lecker Stöffchen mit 17% Stammwürze, Yule ist sein Name, unter Zugabe von 15 Kg bester Schokolade gebraut.
Mein Fazit: Das beste am Wein ist das Bier danach. Lelio, 1000 Dank an Dich und deine Familie für die tollen Biere und die einzigartige Gastfreundschaft.