Ich habe diesen Beitrag im Dezember 2013 geschrieben, um den Begriff Craftbeer zu erklären. Nach meinen Vorträgen „What the hell does Craftbeer mean?“, werde ich immer wieder gebeten, mein Craftbeer Bewertungsmuster online zu stellen. Diesen Bitten komme ich gerne nach und werde den Part 2 in Bälde veröffentlichen. Der Part 1 Originalbeitrag von 2013 ist als kleine Einstimmung gedacht. Viel Spass.
Auch hier hilft ein Blick zurück. In den USA wurde Ende der 1970 das zuhause – Brauen gesetzlich erlaubt. Dies war der Startschuss für die sogenannte Craftbeer- Bewegung. Über dem Teich bestimmen bis heute wenige Großkonzerne mit ihren geschmacklich relativ unauffälligen Einheitsbieren den Massenmarkt. Aus dieser Situation heraus entstand der Trend, zuhause wilde Biere zu Brauen, um diesem Einerlei wenigstens daheim Abwechslung zu bieten. Aus dem zuhause-Brauen entstanden bis heute mehr als 3000 Craftbeerbreweries, die als Hausbrauereien für ihre Gaststätte, im Hinterhof für die Umgebung oder auch im richtig großen Stil bis zu über 1 Millionen hl zum Teil echt abgefahrene Biere kreieren. Dieser Biertsunami hat schon zum Teil Europa erreicht, was sich in einer größeren „Variety“ an Bieren wiederspiegelt. In Deutschland wurde das steuerfreie Brauen zu Hause bis zu 200 Liter p.a. übrigens ebenfalls ab Anfang 1980 erlaubt. Interessanterweise orientierten sich die amerikanischen Heimbrauer an den europäischen Bierstilen und entwickelten hieraus außergewöhnliche Biere.
Heute schauen manche deutsche Traditionsbrauereien nach USA und springen auf diesen Trend auf – und wollen auch „coole Craftbrewer“ sein. Oft eher den rückläufigen Absätzen geschuldet, denn der inneren Überzeugung. Dies kommentieren manche USA Brauer mit Kopfschütteln, da wir hier in Deutschland aufgrund der Vielzahl an Brauereien, Bierstilen und der relativ kleinen Ausstoßgrößen der Brauereien von je her „Craftbreweries = Handwerksbrauereien“ sind. Und das mit authentischer Tradition. Von Hand schroten, einmaischen, abläutern – auch ob groß, ob kleine Brauerei – hat nichts mit Craftbeer zu tun; die Bierherstellung ist in allen Brauereien weitgehend automatisiert . Entscheidend ist die Liebe und das bewusste Auseinandersetzen des Brauers mit seinem Göttertrank. Von der Auswahl der Zutaten, der excellenten Herstellung, den vielfältigen Geschmackserlebnissen bis zum geselligen Austausch unter Brauern.
Oder frei nach Dinkelaker: Lasst die Anglizismen und braut Euer Bier ehrlich, mit Liebe und Leidenschaft. Jedenfalls bedeutet Craftbeer nicht gleich automatisch gutes Bier, sondern positiv gesehen die Rückbesinnung auf die Qualität unserer Biere mit all seinen Facetten.
Craftbeerbrewer dieser Welt habt Dank; ihr habt eine kleine Revolution in den deutschen Sudkesseln bzw in den Brauereien in der Art gestartet, dass sich die Entscheider wieder auf das gute Bier zurückbesinnen.
Mein Fazit: Frei übersetzt nach Dinkelaker; Craftbeer = Bier mit Seele. Na denn – Prost.