Nach unserem Besuch bei der Burgdorfer Brauerei ging es weiter in die Schweizer Landeshauptstadt Bern. Dort soll eine wunderschöne Traditionsbrauerei Namens Felsenau direkt an dem Flüsschen Aare beheimatet sein. Und bald wurden wir fündig…
Der Hopfenerd Reto (in der Mitte) und ich wurden von Inhaber und Geschäftsführer Bernhard Führer zünftig mit einer meeeega süffigen Stange Bärner Junker begrüßt. Leckerer geht es nicht.
Die Brauerei schaut auf eine lange Geschichte zurück. Gegründet wurde sie im Jahre 1881. Heute braut Bernhard mit seinen 20 Mitstreitern 25.000 hl im Jahr. Bis 1991 bestand das legendäre Schweizer Bierkartell mit seinen damals 32 Brauereien. Nachdem dieses beerdigt wurde, wuchs die Zahl bis heute auf 1.400 Brauereien an. Heute dominiert Carlsberg mit 40% Marktanteil die Schweiz, gefolgt von Heineken mit 20% Marktanteil. Im Kanton Bern ist die Felsenau die zweitgrößte Braustätte.
Im Übrigen zählt in der Schweiz jeder Haushalt, der mehr als 400 Liter Gerstensaft p.a. im Jahr braut als Brauerei. Denn ab 401 Liter pro Jahr Selbstgebrautem ist man im Alpenland biersteuerpflichtig. Auch in der Schweiz gibt es eine Wettbewerbsverzerrung im Vergleich zum Wein. Denn bei diesem ist die Alkoholsteuer wie in good old Germany auf zero gesetzt… Toll.
Das 150 hl Huppmann Sudhaus aus dem Jahr 1960 ist wunderschön. Warum schützt die Unesco eigentlich keine Kupfersudhäuser vor dem Edelstahl?
Die ehemalige Sudhaussteuerung a la Spock from the Raumschiff Enterprise wird zum Glück erhalten. Auch wenn die neue digitale Steuerung schon lange am Ruder ist…
Und dann kam mein Higlight: Der offene Gärkeller. Einfach nur wunderschön. Hier vergären die Lieblinge von Bernhard. Die Hauptsorte Pils mit 35% am Gesamtaustoß ist das meist Getrunkene, das in der Schweiz aber nicht Pils genannt werden darf, daher der Name „Junker“. Denn der berühmte Emmentaler Käse darf nach einem Rechtsstreit mit Tschechien auch nicht als Emmentaler an die Käsefreunde Tschechiens verkauft werden. Crazy…
Einmal von oben und einmal der Bediengang von unten. Eine echte Rarität. Zeitlos schön…
Und dann ging es in die Sandsteinkatakomben der Brauerei, von denen die Brauerei ihren Namen hat. Im Lagerkeller ruht auch die zweitstärkste Sorte, das Bärner Müntschli mit 30% am Gesamtausstoß, das die Schweizer Bierwelt seit 1998 bereichert. Ein unfiltriertes Zwickelbier. Sehr, sehr süffig. Da lässt es sich super verweilen…
Die Tankkapazitäten wurden durch Edelstahltanks in den uralten Lagerkellern erweitert…
Und für Platz für weitere Erweiterungen hat Bernhard bereits Vorsorge getroffen.
Auch in der Felsenau Brauerei werden die Biere noch mit einem Separator geklärt. Doch nicht mehr lange, denn die neue Crossflow Membranfiltration ist bereits bestellt. Chapeau.
Bevor die Biere in die Flasche oder ins Fass abgefüllt werden, durchlaufen diese noch die Kurzzeiterhitzung. Allen nicht wissenschaftlichen Unkenrufen mancher selbsternannter Bierneulinge und Halbbrauer möchte ich an dieser Stelle entgegnen, dass die Kurzzeiterhitzung bei fachgerechter sauerstoffarmer Herstellung keinerlei Beeinträchtigung auf die spätere Bierqualität hat. Basta! Das musste ich jetzt los werden…
Auch die Flaschenabfüllung mit dem Langrohrfüller hat alle technischen Voraussetzungen zur Abfüllung bester Felsenauer Biere, bevor diese im Harras (Deutsch: Bierkiste) zu ihren Liebhabern im Umland gelangen.
Mein Fazit: Bärner Müntschi (Deutsch: Bussi) – I love it.